Die Öko-Bilanz eines Weihnachtsbaumes

Rund 30 Millionen Weihnachtsbäume stehen jährlich in deutschen Wohnzimmern oder bei Unternehmen auf dem Firmengelände. Das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen ist jedes Jahr für viele Händler, Logistiker und Hersteller europaweit ein großes Geschäft.

Doch im Angesicht des Klimawandels fragen sich immer mehr Menschen, wie nachhaltig das Weihnachtsbaumgeschäft eigentlich ist? Plastik oder Naturbaum – welcher Weihnachtsbaum ist möglichst nachhaltig?

Ökologische Nachhaltigkeitsfaktoren für Weihnachtsbäume

Folgende Umweltfaktoren sind bei der Evaluierung der Öko-Bilanz von Weihnachtsbäumen zu berücksichtigen

  • Treibhausgase (hier hauptsächlich CO2)
  • Pestizide
  • Plastik
  • Flächenverbrauch

Treibhausgase

Im Angesicht des Klimawandels denken wir bei der Ökobilanz derzeit häufig zunächst an die CO2-Bilanz. Und wie so häufig lautet die Antwort auf die Frage nach dem CO2-Fußabdruck eines Produktes: Es kommt darauf an. Folgende 4 Faktoren haben Einfluss auf die CO2-Bilanz Ihres Weihnachtsbaumes:

  • Herstellung / Wachstum
  • Transport Hersteller – Händler
  • Transport Händler – Endverbraucher
  • Entsorgung

Natürliche Weihnachtsbäume haben während ihres 7-8 jährigen Wachstums eine positive CO2-Bilanz, da sie CO2 aus der Atmosphäre binden und in Sauerstoff umwandeln. Das gebundene CO2 wird im Holz gespeichert und am Ende des Lebenszyklusses wieder frei gesetzt. Die künstliche Plastik-Alternative setzt bei der Herstellung CO2 frei. Die Transport-Emissionen hängen naturgemäß stark vom Wachstums-, bzw. vom Herstellungsstandort ab. Die meisten in Deutschland aufgestellten Weihnachtsbäume wachsen tatsächlich in Deutschland. 88% der importierten Bäume kommen aus Dänemark. Die meisten Plastik-Bäume hingegen werden in China hergestellt und mit Containerschiffen nach Deutschland verschifft. Die genaue Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines importierten Baumes ist somit nicht ganz einfach. Pauschal lässt sich also nur sagen, dass ein regional gewachsener Weihnachtsbaum eine wesentlich bessere CO2-Bilanz als ein importierter und mehr noch als ein importierter künstlicher Weihnachtsbaum hat. Hinzu und ganz individuell ist der Transportweg vom Händler zum Endverbraucher – sei es für die Mietwohnung, das Eigenheim oder die Unternehmenslobby. Dieser CO2-Verbrauch lässt sich sehr konkret mit CO2-Rechnern ausrechnen. Holt man seinen Weihnachtsbaum beispielsweise von einem Händler in 7,5 km Entfernung, setzt man mit einem mittelgroßen Diesel-Auto ca. 2,5 Kg CO2 frei.

Verbrennen besser als Verrotten

Am Ende des Lebenszyklus gibt der Baum sein gebundenes CO2 wieder frei. Interessanterweise ist dabei die Bilanz der CO2-Äquivalente bei der Verrottung wesentlich schlechter als bei der Verbrennung, da beim Verrotten auch Methan freigesetzt wird. Ein Treibhausgas, dass eine deutlich stärkere Wirkung als Kohlenstoffdioxid hat.

Ganz konkret: Die CO2-Bilanz einiger Weihnachtsbäume

Weihnachtsbaum (regional, Bio und Verbrennung): ca. 6 kg CO2
Errechnet für 15 km Transportweg zum Endverbraucher und je und einen 2m großen Baum

Weihnachtsbaum (regional, Bio und Verrottung):  18 kg

Weihnachtsbaum aus Zuchtbetrieb in Dänemark: zusätzlich 2 kg. Also 8, bzw. 20 kg
Interessanterweise hat der Transportweg einen relativ geringen Einfluss auf die Gesamtbilanz, da mit einer LKW-Ladung relativ viele Bäume (ca. 500) transportiert werden können. Ein LKW, der von Dänemark nach München fährt, setzt etwa 1 Tonne CO2 frei. Der Weg vom Endverbraucher zum Händler wirkt sich folglich deutlich stärker auf die CO2-Bilanz aus!

Plastikweihnachtsbaum: 48 Kg

Nun könnte man natürlich errechnen, wie lange ein Plastik-Weichnachtsbaum wiederverwendet werden muss, bis er eine bessere CO2-Bilanz im Vergleich zu seinen natürlichen Wettbewerbern aufweist. Die Antwort lautet zunächst mal 8-10 Jahre. Eine so häufige Wiederverwendung eines Produktes, das nach der Verwendung irgendwie gelagert werden muss, ist allerdings stark zu bezweifeln. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch ein PVC-Baum nach mehrmaligen lagern stark beschädigt ist und ausgetauscht wird.

Pestizide

BUND hat herausgefunden, dass etwa 2/3 der Weihnachtsbäume mit Pestiziden belastet sind. Dabei wurde u.a. Glyphosat, Lambda-Cyhalothrin, Chlorpyrifos und tau-Fluvalinat nachgewiesen. Pestizide werden in großen Zuchtbetrieben verwendet, um ungewünschte Pflanzen von der Plantage zu entfernen und Schädlinge zu bekämpfen. Allerdings tragen Pestizide zum Arten- und insbesondere zum Bienensterben bei, was sich negativ auf die Öko-Bilanz von Weihnachtsbäumen großer Hersteller auswirkt.

Plastik

Ganz offensichtlich schneidet hierbei der Plastik-Baum mit Abstand am schlechtesten ab. Meistens werden für deren Herstellung entweder Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyethylen (PE) und Metall verwendet. Doch auch für den Naturweihnachtsbaum fällt Plastik an. Beim Kauf und beim Transport werden diese in Plastiknetze oder Plastikfolien verpackt, um Platz zu sparen. Insofern ist der Kauf eines Weihnachtsbaumes selten plastikfrei. Die Plastikentsorgung ist weltweit eines der großen Umweltprobleme, was sich entsprechend in der Umweltbilanz bemerkbar macht.

Flächenverbrauch

In Deutschland gab es 2019 rund 3400 Betriebe, die auf einer Fläche von ca. 16000 Hektar Weihnachtsbäume anbauen und nach einem Wachstum von mehreren Jahren vertreiben. Ob und inwiefern sich dies in einer Ökobilanz niederschlagen soll, ist allerdings umstritten, da Naturbäume während des Wachstums eine negative, also gute, CO2-Bilanz haben. Problematisch wird der Flächenverbrauch vor allem, wenn es sich um große mit Pestiziden bearbeitete Flächen handelt, da sich dies sehr negativ auf die Artenvielfalt auswirkt.

Lösungen – So kaufen Sie einen nachhaltigen Weihnachtsbaum

Tipp 1 für Unternehmen: Anpflanzen!
Pflanzen Sie einen oder mehrere Weihnachtsbäume auf dem Firmengelände an. Diese Bäume werden jedes Jahr größer und prächtiger und binden CO2!

Tipp 2: Verbrennen statt verrotten.
Sollten Sie Einweg-Weihnachtsbäume verwenden, verbrennen Sie diese nach der Verwendung (Bitte vergessen Sie nicht, den Baum vorher zu trocknen. Die Äste lassen sich als Frostschutz für Beete im Garten verwenden). Für Unternehmen: Vielleicht kann man aus der Verbrennung auch ein kleines Firmenevent machen!?

Tipp 3: Bio!
Bio vermeidet Pestizide und oft auch Plastik.

Tipp 4: Natürlich regional
Es gilt wie immer: Je regionaler Sie einkaufen, desto weniger CO2 fällt an.

Tipp 5: im Topf
Ein Weihnachtsbaum im Topf lässt sich über Jahre wiederverwenden und verbringt den Sommer im Garten. Mehr noch: Heutzutage kann man Weihnachtsbäume im Topf gegen Gebühr auch ausleihen.

Unser Fazit ist eindeutig: Der regionale Bio-Weihnachtsbaum hat selbstverständlich die beste Öko-Bilanz. Aber selbst beim Kauf eines Bio-Baumes kann man auf die Öko-Bilanz achten.

Quellen: